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Ab wann können Kinder was?

Auf der einen Seite erwarten wir von Kindern zu viel und auf der anderen Seite gestehen wir ihnen dafür zu wenig zu.

Kinder werden gerne unter- bzw. überschätzt.

Diese Seite soll etwas Klarheit bringen, was wir von Kindern erwarten können.

Der natürliche Drang von Kindern

Kinder haben den Drang zu lernen,

d.h. wir müssen sie nicht dazu drängen, wenn wir ihnen die Wahl lassen, entscheiden sie sich für das Lernen (siehe z.B. Waldorfkonzept).

Kinder wollen zur Gruppe dazugehören,

d.h. wenn das Kind mal unter dem Tisch sitzen möchte zum Essen, können wir es das ausprobieren lassen. Es wird von selbst irgendwann mit uns am Tisch sitzen, weil es so sein möchte wie wir.

Kinder entscheiden selbst über ihren Körper,

d.h. wir entscheiden zwar, was es zu essen gibt, gleichzeitig entscheiden sie, wie viel sie davon essen möchten. Wenn Kinder etwas eklig finden, dann haben wir das zu akzeptieren. Wenn ein Kind weint, weil es sich verletzt hat, entscheidet das Kind, ob es weh tut, nicht wir. Wenn Kinder jemanden nicht küssen wollen, haben wir das zu akzeptieren. Wir möchten schliesslich auch, dass sie sich trauen "nein" zu einem sexuellen Übergriff zu sagen und nur so lernen sie: Mein Körper gehört mir.

Kinder wollen sich bewegen,

d.h. wenn ein Kind auf den Arm möchte, dann weil es Nähe braucht oder erschöpft ist. Kinder sind nicht faul, sie haben einen natürlichen Drang sich zu bewegen. Wenn sie nicht mehr laufen wollen, dann weil sie nicht mehr können. Dann dürfen wir ihnen geben, was sie brauchen.

Kinder lernen von uns,

d.h. wenn wir wollen, dass sie freundlich grüssen oder sich respektvoll verhalten, dann müssen wir ihnen das nicht antrainieren, sondern es ihnen einfach vorleben. Sie schauen es sich dann ab und machen es uns nach, so gut sie es können.

Kinder respektieren uns zu jeder Zeit. Sie haben eine natürliche Ehrfurcht vor uns, weil wir um einiges grösser sind. Manchmal erscheinen sie respektlos, das ist aber wieder ein Missverständnis. In solchen Moment haben sie zu sehr mit sich zu kämpfen, weil sie von ihren eigenen Gefühlen überwältigt werden.

Smiling Kind

Was Kindern noch die ersten 18 Jahre schwerfällt

1. Vorausschauendes Planen / an Konsequenzen denken:

"Ja, ich fahre mit dem Fahrrad den ganzen Weg" und nach 10 Minuten haben sie keine Lust mehr. Sowas ist ganz normal. Es fällt Kindern schwer, in die Zukunft zu schauen. Da dürfen wir dann ganz nett sagen: "Ok, ich schiebe das Fahrrad nach Hause".

Oder wir entscheiden für das Kind, dass wir das Fahrrad gar nicht erst mitnehmen.

2. Gefühle / Impulse kontrollieren:

Das Kind weiss ganz genau, dass es nicht an die Steckdose fassen soll, tut es aber dennoch. Das Kind ist in dem Moment nicht ungehorsam, nein! Ihm fehlt die Impulskontrolle und das ist ganz normal. Wir bleiben ruhig, tragen das Kind weg oder entfernen den Gegenstand und trösten.

Neben der fehlenden Impulskontrolle fällt es Kindern zudem schwer, sich zu beruhigen, wenn sie traurig oder sauer sind. Ein trauriges oder wütendes Kind braucht immer unseren Trost (die sogenannte Ko-Regulation).

Niemals sollten wir ein Kind ablehnen oder auslachen

Mit den Jahren beruhigen sich die Kinder immer schneller bzw. regen sich gar nicht mehr so stark auf.

Sie lernen einen gesunden Umgang mit Gefühlen, statt sie zu unterdrücken.

3. Die richtigen Worte finden:

Oft hauen, beissen oder kratzen Kinder, weil sie anders nicht sagen können: "Ich bin sauer, mir ist langweilig usw.".

Es ist unsere Aufgabe ruhig zu bleiben und ihnen immer wieder zu sagen, welche Worte sie stattdessen benutzen können oder an welchen Gegenständen sich der Dampf rauslassen lässt (z.B. Kissen).

Ruhig bleiben müssen wir auch, wenn sie uns beleidigen. Das dürfen wir ebenfalls nicht persönlich nehmen. Sie wissen nicht wohin mit ihren Gefühlen. Wir helfen ihnen, diese zu benennen (z.B. "Ich höre, dass du bist sauer"). So lernen sie mit der Zeit zu sagen, was mit ihnen los ist, anstatt uns zu beleidigen.

4. An andere Menschen denken:

Kinder können sich ganz lange nicht in andere Menschen hineinversetzen. Sie denken viele Jahre nur an sich, weil ihr Gehirn noch zu klein ist, um an andere denken zu können.

Kinder verstehen erst mit der Zeit, dass es anderen Menschen weh tut, wenn sie grob zu ihnen sind. Kinder denken ganz einfach: "Mir tut es nicht weh, wenn ich das andere Kind beisse, dann tut es ihm auch nicht weh". Genauso denken sie: "Ich will wach bleiben, dann will Mama das auch".

Kinder denken auch nicht so manipulativ, wie es ihnen oft unterstellt wird. So komplexe Gedankengänge können sie gar nicht vollziehen.

Kinder handeln einfach ohne nachzudenken.

Nachdenken ist eine Fähigkeit, die Kinder erst entwickeln müssen.

 Kinder leben zudem nach dem Lustprinzip, d.h. sie machen nur, wozu sie Lust haben. 

Das ist von ihnen nicht böse gemeint.

5. Kein Zeitgefühl:

Wenn wir los möchten, denken Kinder: "Was wir sind doch grad erst gekommen", egal wie lange wir schon dort sind. Das erklärt, weshalb es so schwer ist, sie für einen Ortswechsel zu begeistern.

6. Überforderung:

Kinder sind ganz schnell überfordert. Zum Beispiel, wenn es ihnen zu schnell geht oder sie uns nicht verstehen können. Zudem haben sie Mühe mit mehr als einer Person gleichzeitig zu spielen. Es ist also nicht böse gemeint, wenn sie ein drittes Kind ausschliessen, sondern einfach kaum machbar für sie.

7. Ironie verstehen:

Erst mit ca. 8 Jahren verstehen Kinder Ironie. Wenn ich dem Kind also sage: "Du wirfst mit Sand, das find ich ja wieder super" und meine das nicht so, dann nimmt mein Kind das dennoch als Lob wahr. Kein Wunder, dass sich das Verhalten dann noch öfters zeigt.

8. Kinder machen kein Drama:

Kinder machen kein Drama, sie erleben eins (Nora Imlau). 

Wenn ein Keks zerbricht, ist das für Kinder wirklich ein Weltuntergang. Dies hatten sie so nicht geplant und Planänderungen sind Höchstleistungen für ihr Gehirn. Dieser Weg ist noch nicht da und muss erst angelegt werden. Das scheint schmerzhaft. Die Tränen, Wut und Trauer der Kinder ist echt. Da können wir nur eins machen: Trösten, trösten, trösten.

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