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Zusammenfassung (Bachelorarbeit) 

Eltern wollen ihre Kinder gleichwürdig behandeln, d.h. ihre Meinung anhören und berücksichtigen. Manchen Eltern gelingt dies allerdings nicht. Das liegt daran, dass sie entweder zu gestresst sind oder es ihnen an Wissen fehlt. Wenn es an Wissen fehlt, erwarten Eltern zu viel von ihren Kindern. Zudem fehlen ihnen Handlungsalternativen, z.B. Reden statt Schreien, Wiedergutmachung statt Strafe, Mitgefühl statt Machtkampf usw.

 

Es ist jedoch die Aufgabe der Eltern, sich dieses Wissen anzueignen, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, damit ihre Kinder sicher und gesund heranwachsen können.

Langversion der Zusammenfassung:

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20 Jahre nach der Einführung des Gesetzes zur gewaltfreien Erziehung im BGB konnte eine positive Wirkung festgestellt werden. Die Befürwortung von brutaler Gewalt ist rückläufig. Körperliche und psychische Bestrafungen finden allerdings nach wie vor Zustimmung (über 40 % befürworten z. B. leichte Körperstrafen). Das ist problematisch, da körperliche Handlungen, demütigende verbale Äusserungen und andere herabwürdigende Erziehungshandlungen (wie Ausgrenzung, Anschreien etc.) mit massiven Langzeitfolgen einhergehen und deshalb eine Gewalthandlung gegen Kinder darstellen (Clemens et al. 2020, S. 14–15). Ursprünglich wurden strukturelle und funktionelle Anomalien auf psychische Erkrankungen zurückgeführt. Es besteht aber die Möglichkeit, dass diese direkte Folgen der psychischen und physischen Misshandlung in der Kindheit sind (Teicher und Samson 2016, S. 241).

Das Bewusstsein darüber, welche Erziehungsmassnahmen eine Gewalthandlung darstellen, hat die Bevölkerung noch nicht erlangt. Zudem scheinen sich die Personen, die diese entwürdigenden Erziehungsmassnahmen anwenden, der Folgen nicht bewusst zu sein (Clemens et al. 2020, S. 14–15). Mit dem Kind schimpfen wird nur von 24 % der Befragten als psychische Gewalt wahrgenommen (Gallup Institut 2020, S. 13). Deshalb raten die Autoren dazu, weniger das Ausmaß der angewendeten körperlichen Gewalt zu thematisieren, sondern vielmehr den Fokus auf die Menschenwürde des Kindes zu legen. Die gewaltfreie Erziehung schließt eine seelische Demütigung ebenso aus wie eine körperliche (Clemens et al. 2020, S. 13–14). „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Eltern ermutigt werden, ausschließlich gewaltfreie Methoden der Disziplinierung anzuwenden“ (United Nations 2006, S. 13). Die wenigen wissenschaftlichen Arbeiten in Bezug auf die psychische Gewalt an Kindern lassen sich damit begründen, dass seelische Verletzungen schwieriger nachzuweisen sind (Bundeskanzleramt 2022).

Der Kindesmisshandlung liegen biologische, wirtschaftliche, kulturelle und soziale Faktoren zugrunde (Weltgesundheitsorganisation 2013, S. 5). Allerdings konnten weder die biologischen noch die psychologischen oder soziologischen Theorien eine ausreichende Basis liefern, um die Entstehung von Gewalt zu erklären. Es müssen verschiedene mögliche Auslöser bzw. Risikofaktoren miteinbezogen werden, was als „integrativer Ansatz“ bezeichnet wird.

„Ein Beispiel hierfür ist ein Erklärungsmodell, das Gewalt an Kindern als ethno-psychologische Störung definiert“. Dieses Erklärungsmodell integriert die verschiedenen Dimensionen der Gewalt (die historische, psychologische, soziologische und psychoanalytische Dimension) und stellt sie zudem in einen gesellschaftlichen Zusammenhang (Bundeskanzleramt 2022).

Auf Baumrind (1966) gehen die drei Erziehungsstile (autoritativ, autoritär und permissiv) zurück (S. 887). Der autoritative Erziehungsstil erwies sich als der empfehlenswerteste Erziehungsstil, da er sogar eine schützende Wirkung besitzt (S. 120). Hurrelmann (2002) schätzt allerdings, dass nur ein Fünftel der Eltern in der Lage ist, den autoritativen Erziehungsstil anzuwenden (S. 163). Eltern, die einen hohen Bildungsgrad besitzen oder selbst autoritativ erzogen wurden, fällt es hingegen leichter, diesen Erziehungsstil bei ihren Kindern anzuwenden (Hurrelmann 2002, S. 170). Das liegt daran, dass sich der Erziehungsstil von Generation zu Generation weiterträgt (Hurrelmann 2002, S. 170). Daraus kann geschlussfolgert werden, dass permissiv oder autoritär erzogenen Eltern die Umsetzung des autoritativen Erziehungsstils schwerer fällt.

Eine gewaltfreie Erziehung gelingt, wenn zwei Grundprinzipien anerkannt werden. Zum einen, dass Kinder respektable, menschliche Wesen sind, denen Achtung geben werden muss und denen die Menschenrechte zustehen. Zum anderen, dass Eltern ihren Pflichten nachkommen müssen, die Kinder zu führen und zu begleiten (Posth 2013, S. 330). Das zweite Grundprinzip beinhaltet somit auf der einen Seite die Pflicht, ohne Verbote und Sanktionen zu erziehen (Haller und Omer 2020, S. 8). Das ist gleichzusetzten mit einer Ablehnung des autoritären Erziehungsstils. Auf der anderen Seite fällt unter das zweite Grundprinzip die Notwendigkeit, die Führung zu übernehmen, um den Fürsorge- und Aufsichtspflichten nachzukommen (Haller und Omer 2020, S. 8). Das setzt die Ablehnung des permissiven Erziehungsstils voraus.

Zur Führung ist anzumerken, dass darunter das informierende Monitoring verstanden wird, das mit einer positiven Entwicklung einhergeht, nicht die elterliche Verhaltenskontrolle, die sich negativ auf das Problemverhalten auswirkt (Fuhrer 2005, S. 235). Die Mehrheit der Eltern will autoritativ erziehen, d.h. die Meinung des Kindes berücksichtigen und stets liebevoll mit ihm umgehen. Allerdings fehlt es immer noch vielen Eltern an Wissen. Sie missverstehen ihre Kinder, woraus sich unnötige Konflikte ergeben. Es ist jedoch die Pflicht der Eltern, sich ausreichend zu informieren.

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